Kulturring Ochsendorf e. V.
Besichtigung der Restaurationsarbeiten an den Malereien im Kaiserdom am 19.05.2010
Der Kulturring nutzte die einmalige Chance während der Restaurierungsarbeiten der Deckengemälde im Dom zu Königslutter, unter Führung von Herrn Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz Tobias Henkel, diese zu verfolgen. Es folgte ein reger Informationsaustausch zwischen Herrn Henkel, den anwesenden Restauratoren und den Mitgliedern des Kulturringes über den Fortgang der Arbeiten.
Besonders interessant waren die handwerklichen Fähigkeiten und der Umgang mit den ursprünglichen Farben.
Unser Vorsitzender Peter Birke bedankte sich bei Herrn Henkel für diese besondere Führung.
Kaiserdom in Königslutter aus dem Dornröschenschlaf geweckt
vom 23.10.2010 von Anita Pöhling, dpa
entnommen aus dem Archiv der Braunschweiger Zeitung
Nur einen kleinen Augenblick war Königslutter in der deutschen Geschichte von großer Bedeutung. Kaiser Lothar III. kam aus der Region und machte die kleine Stadt am Elm im 12. Jahrhundert berühmt. Geblieben ist der Kaiserdom, den Lothar 1135 als Zeichen seiner Macht bauen ließ. 1137 starb Lothar, und der Dom spielte fast nur lokal als Gemeindekirche noch eine Rolle. Doch nun hat die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) den Kaiserdom aus dem Dornröschenschlaf geholt - pünktlich zur 875. Geburtstagsfeier des Doms am Sonntag. Zehn Jahre haben die Restaurierungen gedauert und 8,6 Millionen Euro gekostet.
Im strengen kirchlichen Sinn ist der Kaiserdom kein Dom, schließlich hat nie ein Bischof in Königslutter residiert. Stiftskirche St. Peter und Paul ist der korrekte Name. Doch umgangssprachlich und auch für Historiker ist es ein Kaiserdom: „Ein Kaiser hat schließlich den Grundstein gelegt, und ein Kaiser hat auch sein Grab dort“, erläutert SBK-Direktor Tobias Henkel.
Für Historiker ist klar, der Dom und der angrenzende Kreuzgang ist eines der bedeutendsten romanischen Gebäude Norddeutschlands. „Lothar hat damals eines der modernsten Gebäude Deutschlands in Königslutter gebaut“, sagt Norbert Funke, Bauhistoriker der Stiftung.
Der geheimnisvolle Jagdfries an der Außenfassade sowie die Gewölbe im Inneren, die als die frühsten Großgewölbe Norddeutschlands gelten: Dies zeuge davon, dass Lothar vermutlich große Bau- und Skulpturenkünstler aus Oberitalien in den Elm holen ließ.
Wie der Dom im Inneren zu Zeiten Kaiser Lothars aussah, weiß niemand mehr. Im 30-jährigen Krieg war das Dach beschädigt, und Regen und Sonne schadeten den Malereien. Im 19. Jahrhundert, der Zeit des Historismus, wurden die Malereien dann neu gestaltet: Farbenprächtige Reihen mit Engel, gefiederten Wesen, Königen, Palmen und fantasievollen Ornamente zieren den Innenraum. „Das Ergebnis ist außerordentlich eindrucksvoll und ein großer Gewinn für die Braunschweigische Identität“, freut sich Stiftungspräsident und Braunschweigs Oberbürgermeister Gert Hoffmann (CDU).
Gut gemeint, doch mit fatalen Folge war dann ein Sanierungsversuch in den 60er Jahren. „Es gab statische Probleme. Um diese zu beheben, wurden die Hohlräume der Außenwände mit Zement verfüllt“, berichtet Funke. Aus dem porösen Kalkstein des Elms gebaut, waren die Wände ohnehin immer etwas feucht. Durch den mit Wasser angemischten Zement wurde das Klima in der Kirche noch feuchter. Das im Wasser enthaltene Salz trat an den Innenwänden wieder aus und zerstörte die Malereien.
„Das war Detektivarbeit, die Motive aus dem 19. Jahrhundert wieder zu rekonstruieren“, sagt Henkel. Da Zement und Feuchtigkeit nicht beseitigt werden konnten, soll nun eine komplizierte Computeranlage eine erneute Zerstörung durch die Salze verhindern: Damit eine konstante Luftfeuchtigkeit von mindestens 45 und höchstens 65 Prozent im Dom herrschen, werden die Fenster, die Heizung und auch kleine, in den Deckenmalereien versteckte Ventilatoren elektronisch gesteuert.
Nicht nur mit Blick auf die kaiserliche Vergangenheit, auch mit Blick auf die Zukunft sollen sich die Investitionen gelohnt haben: „Die Braunschweiger Region stellte Kaiser und Päpste und war Treffpunkt in Europa. Ich hoffe, dass der Kaiserdom in Zukunft ein Ort sein wird, an dem ein reges Gemeindeleben, Europa und die Pflege einer großen Tradition mit vielen Touristen aus dem In- und Ausland verknüpft werden kann“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU). Er will am Sonntag zum Festgottesdienstkommen.
Fotos: Dagmar Hannig